Zeit zu schreiben!


Von deadlines und routinen

Wer schreibt, kennt sie nur zu gut: Deadlines. Deadlines von Verlagen, von Agenturen, von Chefs, Kollegen, Kunden und natürlich Deadlines, die wir uns selber setzen: Bis Freitagabend das nächste Kapitel beenden, den Artikel liefern, den Brief an XY formulieren, den Projektbericht bis Monatsende abschließen, die Kündigung des Abos erledigen, die Einladung zum Geburtstag und die Weihnachtspost im Dezember schreiben. Unsere Arbeitswelt und unser Privatleben sind prall gefüllt mit Deadlines. Nun ist Deadline nicht gleich Deadline, die einen lassen sich - mit etwas Selbstbetrug vielleicht - verschieben und so wird aus der Weihnachtspost eben der Neujahrsgruß und eine WhatsApp als Save-the-Date für die Geburtstagsfeier genügt. Die Kündigung des Abos verpasst? Das ist ärgerlich, aber möglicherweise lässt sich das Angebot doch weiter nutzen. Was im Privaten noch funktionieren mag, ist im beruflichen Kontext häufig unmöglich. Deadlines im Job sind selten verrückbar. Der Stresslevel steigt, der Kopf scheint leer und nun auf Knopfdruck mit Kreativität zu glänzen, scheint nahezu unmöglich. 

 

Unser Gehirn ist zum Glück (oft) in der Lage, sich so sehr auf das Wesentliche zu fokussieren, dass es alles andere rechts und links ausblendet und man tatsächlich auf dem Stresspeak in einen Schreibflow gelangen kann. Aber aufgepasst, was das Hirn kann, macht das Herz nicht immer mit. In diesem Setting dauerhaft zu agieren, ist ungesund! 

 

Besser ist es, sich Routinen zu schaffen. Routinen geben Freiräume und erleichtern das Schreiben ungemein. Was Du dafür benötigst? Einen (festen) Ort, aber vor allem regelmäßige, feste Zeitfenster, je nachdem wieviel Raum Dein Schreiben bereits einnimmt oder in Zukunft einnehmen soll.  Diese Schreibfenster sollten si geplant werden, dass sie immer zur gleichen Zeit stattfinden, möglichst ungestört, vielleicht mit Kopfhörern im Ohr, die einen mit der Lieblingsmusik abtauchen lassen. Zu Beginn wird es schwierig sein, regelmäßig und auf Knopfdruck zu schreiben. Sei es morgens in aller Frühe, spät in der Nacht, mittags zur Nachtischzeit, freitags um 8 Uhr oder dienstags um 16 Uhr. Aber die immer wiederkehrenden und selbst gewählten Zeiten, erleichtern einem schon nach kurzer Zeit den Einstieg. Kopf und Geist werden quasi auf den Schreibprozess geeicht. 

 

Auch wenn die ersten Male das Blatt oder der Bildschirm noch leer bleibt und einem danach ist, aufzustehen und lieber etwas anderes zu machen, ist es ratsam, genau dann sitzen zu bleiben. Vielleicht mit der 3- oder 5 -Minuten Methode, ein probates Mittel gegen Prokrastination - Aufschieberitis. Indem man versucht, wenigstens zu beginnen nur ein paar Minuten, denn möglicherweise werden daraus ganz schnell mehr. 

 

Studien zufolge, ist schon nach 66 Tagen Deine Routine zum Automatismus geworden. Dann hast Du Dir einen festen Schreibraum geschaffen oder vielleicht auch mehrere. Einen, in dem Du Deine beruflichen Texte erledigst und einen, in dem Du Schreibimpulsen folgst, Deine Geschichten erzählst, Deine Briefe schreibst oder Deine Tagebuchenträge erledigst. Der Stress, den das Schreiben ursprünglich für Dich verursacht hat, ist vielleicht sogar einer gewissen Vorfreude gewichen. Eine Vorfreude auf Deine Schreibzeit und auf das Schreiben selbst. 

 

Wie schön wäre es, wenn auch Unternehmen erkennen würden, wie wichtig es ist, ihre Mitarbeitenden in selbst gewählten Schreibzeiten, ungestört und fokussiert schreiben zu lassen. In Schreibräumen und Schreibzeiten könnten Texte ungestört und in ruhiger Atmosphäre deutlich schneller, motivierter, kreativer und ausgefeilter entstehen. Schließlich handelt es sich oft um Texte, die das Unternehmensprofil nach außen transportieren und positiv auf Kunden und Partner wirken sollen.  

 

Mein Tipp: Anfangen, einfach ausprobieren und sich für einen bestimmten Zeitraum an die eigenen Routinen halten. Nach einer gewissen Zeit diese überdenken und nachjustieren und dann: weitermachen und vor allem  weiterschreiben! 

 

Deine Birke